Der Vorstoß von Friedrich Merz

Der Vorstoß von Friedrich Merz, sich selbst als Minister zu nominieren, hat die Kanzlerin nicht amüsiert, sondern erbost. So wörtlich hatten Merkel und ihre Parteivorsitzende sich die Umsetzung des Parteitagsmottos „Zusammenführen und zusammen führen“ nicht vorgestellt. Der Mann     soll reden, aber doch nicht regieren. Er soll da sein, aber nicht stören. Man will ihn als dekorativen Stuck, aber um Gottes Willen nicht als tragende Säule. Die Kanzlerin plane keine Kabinettsumbildung, teilte ihr                  Sprecher kühl mit.

In Merkels Verständnis ist die Debatte damit beendet. Doch die                 Lästigkeit der Demokratie besteht darin, dass neben der Hauptmacht und ihrem Derivat diverse Nebenmächte aktiv sind, zum Beispiel der CDU-    Wirtschaftsrat mit seinen 12.000 Mitgliedern. Viele Unternehmer haben die vergangenen Merkel-Jahre als lustfrei und inhaltlich leer empfunden. Merz ist ihr Aphrodisiakum.
        Astrid Hamker beispielsweise ist Unternehmerin, CDU-Mitglied und Schatzmeisterin des CDU-Wirtschaftsrats. Sie adressiert an die              Parteiführung keine Wünsche, sondern Forderungen. Im Interview für     den Morning Briefing Podcast  sagt sie:
      „48 Prozent der Delegierten haben Merz gewählt. Wenn man sich den Zuspruch an der Parteibasis anschaut, stellt man fest, dass der                  mindestens genauso groß war, wenn nicht größer. Damit hat dieses Wahlergebnis eine Signalwirkung, die von der Parteivorsitzenden nicht             ignoriert werden kann.“
 Die Tatsache, dass hier ein Politiker antritt, der sich auch außerhalb der Parteigremien als überlebensfähig erwies, empfindet sie nicht als Makel, sondern als Ritterschlag:
„Wir haben heute zu viele Berufspolitiker, die weder unabhängig sind,     noch jemals über den Tellerrand geschaut haben, um zu verstehen, was   in der Wirtschaft los ist.“