Welchen Beitrag leisten die Medien hierbei

Stimme-Redakteur Jens Dierolf kommentiert ein wichtiges Thema: Pauschaler Hass auf Muslime in unserer Gesellschaft. Kann es evtl. daran liegen, dass eben auch die Medien zu wenig differenzieren und sich immer nur an den Symptomen abarbeiten anstatt an den Ursachen?

Nicht wegsehen

 Von Jens Dierolf

Der Hass auf Muslime hat gesellschaftlich Fuß gefasst. Eine besorgniserregende Entwicklung.

Was mag in einem Muslim vorgehen, wenn er sich Kommentare zu Artikeln über den Islam auf Nachrichtenportalen im Internet ansieht? Hass und Zorn brechen sich Bahn, Sprache verroht, Stereotype dominieren. Muslime werden zu Invasoren erklärt, als Terroristen unter Generalverdacht gestellt, pauschal als Vergewaltiger oder Sozialschmarotzer beschimpft. Die Muslime gegen uns Deutsche – viele Bürger wähnen sich im Kulturkampf gegen einen Sündenbock – den Islam.

Nun ist es legitim, bestimmte Strömungen und Auswüchse des Islam zu kritisieren, Tausende Salafisten etwa, die Demokratie und westliche Werte ablehnen. Pauschalurteile allerdings verstoßen gegen unsere ureigenen Werte der Demokratie. Muslimisches Leben hier ist so vielfältig wie die Herkunftsländer – von der Türkei über Syrien bis Afghanistan oder Bosnien. Unter uns leben säkulare Muslime, liberale und konservative. Sunniten, Schiiten, Aleviten oder Ahmadiyya.

Wer pauschal gegen Muslime hetzt, macht sich mitschuldig an Übergriffen. Dass die Politik nun eine eigene Statistik der Straftaten gegen Muslime eingeführt hat, war überfällig. Weil der Islamhass gesellschaftlich Fuß gefasst hat, ist ein besonderer Schutz nötig. Das Gefährliche: Islamisten und Rechtspopulisten stärken sich gegenseitig. „Die bewusste Gleichsetzung von Islam und Islamismus stärkt die Propaganda der gewaltbereiten Salafisten“, warnt der Verfassungsschutz völlig zu Recht. Und deren Aktionen instrumentalisierten die Rechten.